Freitag, 29. Januar 2016

Research in Rio

Hallo ihr lieben.
Heute melde ich mich nicht aus Oslo sondern aus Rio de Janeiro in Brasilien. Ich bin hier für einen Monat mit einem Stipendium um in Rio und Petrópolis Briefe etc. von Stefan Zweig für meine Doktorarbeit zu lesen.
Deswegen wird das hier jetzt auch kein Reise- oder Urlaubsbericht mit vielen tollen Strandfotos (naja vll irgendwann ein oder zwei, wer mehr will muss persönlich gucken kommen) sondern ein Bericht wies hier mit dem Arbeiten so läuft und zwar in der Rubrik „die Diss“ wo dieser Bericht auch hingehört.
Urlaub haben wir auch gemacht, eine Woche bevor mein Arbeitsmonat los ging und ja natürlich sitz ich nicht 24/7 in der Bib sondern bin auch Tourist hier und komme meinen entsprechenden Pflichten nach – was nicht besonders schwer ist, da die Bibliothek nur von Mo-Fr von 10-18 Uhr offen hat.
Ich schau mir also oft morgens vor der Bib was an.
Der Schreibstil der folgenden Tagebuchartigen Einträge erklärt sich daraus, dass ich sie am jeweiligen Tag schreibe während ich in der Bib sitze, also nicht wundern.
Und los:

 photo P1180283_zpsr0n9ybgn.jpg


21.01.16

Heute war mein erster Tag in der Bibliothek und das war dann schon ein bisschen stressig.
Das Gebäude ist total beeindruckend nur leider komplett von Baugerüsten umgeben.
Und dann fing der kurzzeitige Horror an.
KEINER da (naja fast) spricht Englisch.
Vom Mann weiß ich, dass das daran liegt, dass dort eben nur die Reichen auf Schulen gehen können die gut genug sind um auch Englisch zu unterrichten aber irgendwie dachte ich trotzdem, dass in einer Großstadt die so von Touristen lebt und die Fußball-WM beherbergt hat und sich jetzt für Olympia rüstet ein paar mehr Leute englisch können würden. An so wichtigen Stellen wie der Touristeninformation, dem Fahrkartenschalter, dem Empfang der Bibliothek, der Bank....
Ich war Gott sei Dank so weit vorgewarnt, dass ich wusste, dass ich mich bei den Damen an der Pforte mit meinem Personalausweis anmelden muss und sagen soll, dass ich für [Forschungen] in den [Handschriftenlesesaal] muss. Das hatte ich schön portugiesisch auswendig gelernt.
Die Dame hackt was in ihren Computer und gibt mir eine Schlüsselkarte (ja, eine Plastikkarte mit einer Nummer und einem echten Schlüssel dran). Dank des netten Herrn hinter mir in der Schlange hab ich dann auch erfahren, dass sie wohl zu mir sagte, ich soll meine Sachen einschließen und in den dritten Stock.
Ok
Das kann ja so schwer nicht sein.
Ich also zu den Schließfächern. Brav Laptop und Mappen, Block und Bleistift ausgepackt, Rest weggeschlossen und los.
Erster Security Typ kommt auf mich zu und sagt was. Ich nix verstehen. Nach vielem Hin und Her hab ich dann verstanden, dass ich wohl ein Formular ausfüllen muss auf dem alles aufgeführt (und kontrolliert und hundertmal gestempelt) wird was ich so in den Lesesaal mitnehm. Ok. Nur hat er nicht geblickt, dass ich nicht blick wo ich das Formular bekomme - oder er wusste es auch nicht.
Nächste Station Dame am Drehkreuz. Ok. Wildes gestikulieren und viel zeigen und ja und nein und ok vermittelten mir dann schließlich, dass ich zwar den Laptop, nicht aber seine Schutzhülle und schon gar nicht meine Einschlagmappen für Kopien mit rein nehmen darf.
Also zurück zum Schließfach. und zurück zum Drehkreuz aber haha, ohne Formular kein Durchkommen.
Und endlich endlich hatte irgendjemand irgendwoher jemand aufgetrieben der Englisch sprach. Inzwischen war ich schon kurz davor mich einfach hysterisch lachend oder heulend mitten in der Eingangshalle auf den Fußboden zu setzen.
Die englischsprechende Dame war generell völlig irritiert davon wer ich bin und was ich will (dabei hab ich mich mit Hilfe einer Dame von Archiv schriftlich angemeldet und angekündigt und sogar entsprechende Bestätigungsemails bekommen) aber hat mich brav irgendwohin mitgenommen und mir das Formular gegeben. Sie hat es dann auch noch fast ganz für mich ausgefüllt und ich hätte in dem Moment alles unterschrieben. 
Dann endlich endlich ab in den Lesesaal. Juhuu dachte ich, ab jetzt ist es einfach. Schließlich hatte ich ja den Namen der Dame bei der ich vorsprechen sollte. Die kam dann auch und war völlig misstrauisch wer ich sei und wer mir gesagt hätte ich solle nach ihr fragen.
Das ließ sich klären aber leider war ihr Englisch so schlecht, dass wir zwar kommunizieren konnten aber eher so verzweifelt ein bisschen bis gar nicht.
Eine Ewigkeit später hatte ich ihr dann klar gemacht, dass ich die PORTUGIESISCHE Suchmaschine weder bedienen kann noch brauche weil ich mir alles was ich erst mal brauche schon aufgeschrieben habe und nun nur noch erklärt bekommen muss wie wann wo ich meine Handschriften wohin bestelle um sie dann auch tatsächlich lesen zu können. Für die Kommunikation musste ein weiterer Mitarbeiter zu Hilfe geholt werden und endlich hab ich die üblichen Ausfüllzettel bekommen.
Die Arbeitstische sind doof und die Klimaanlage aus den 70ern ist laut und eiskalt und macht so einen Wind, dass mir meine Handschriften dauernd durch die Gegend fliegen. unfassbar.
Aber dann ging das arbeiten gut voran bis der eine Mitarbeiter Feierabend hatte und eine - Überraschung - des Englischen nicht mächtige Kollegien weitermachen durfte. Aber mit der klappte das mit Händen und Füßen ganz gut.
Ich würde mich ja gar nicht beschweren... mir ist vollkommen klar, dass man schon die Landessprache beherrschen sollte wenn man in ein fremdes Land geht vor allem für längere Zeit und zum Arbeiten und nicht als Tourist. Aber alle haben mir versichert, dass die zumindest in der Bibliothek Englisch sprechen. Sonst wäre ich doch nie hierher gekommen.


22.01.16

In der Bib ging es viel besser.
Perso vorgezeigt.
Die Dame war heute sehr freundlich ABER reichte mir anders als gestern noch einen zusätzlichen Zettel zum Ausfüllen mit Name, Adresse etc. Wofür der nun wieder ist hab ich nicht verstanden. (Musste den auch nie wieder vorzeigen...).
Bin auch kurz erschrocken weil ich meine Adresse hier in Brasilien leider nicht auswendig weiß. Hab dann gefragt «home» und das auch bestätigt bekommen. Soweit so gut, also die norwegische Adresse eingetragen.
Das wiederum sorgte für deutliche Verwirrung weil mein Pass ja deutsch ist.
Also wieder zurück auf Kindergarten-mit-de-Händen-fuchtel-Niveau: Ich = deutsch, Home = Norway.
Ging dann irgendwann auch gut. Yay
Dann völlig problemlos mit meinem Zettelchen durch die Kontrolle.
Wobei diesmal sorgfältig in meinen Block geschaut wurde, mein Laptop aufgeklappt und mein Notizbuch durchgeblättert wurde. Ein Grund mehr mein Zettelchaos im Zaum zu halten...
An der Stelle muss ich dazu sagen, dass ALLE Mitarbeiter vom Sicherheitspersonal, egal ob Security oder die Damen, die die Sachen kontrollieren immer sehr sehr nett sind und es tut mir so unendlich leid, dass ich einfach nicht verstehe was sie so sagen.
Mist, mein Platz von gestern im Handschriftenlesesaal ist besetzt. Der Tisch und der Tisch der für Senioren/Behinderte etc. reserviert ist sind die einzigen beiden Tische im Raum die NICHT so stehen, dass die einzelnen losen leichten Blätter aus denen Briefe der damaligen Zeit nun mal sind vom Wind der uralten Klimaanlagen durch den halben Raum gepustet werden.
Wie gut, dass ich das Schild nicht lesen kann... UPS
Ich sehe es ja ein, dass man in einem Land wie Brasilien die Klimaanlagen in solchen Räumen schon allein deswegen laufen lassen muss, weil sie die Luft trocknen und die armen alten Papiere somit auch schützen. Klar. ABER kühlschrankgroße Monstrositäten aus den 70ern die hier drin halbe Orkane verursachen scheinen mir nicht soooo sinnvoll.
Außerdem muss ich jetzt mal jammern – meinem entzündeten und trockenen Auge tut das auch gar nicht gut :-(
Von meinem momentanen Platz aus kann ich sehen, wie eine große alte Landkarte sich leider an einer Ecke von ihrem Beschwerer befreit hat und nun lustig im Klimaanlagenwind durch die Gegend flattert. Das kann dem Papier auch nicht wirklich gut tun.
Den Text hier schreibe ich übrigens während ich warte.
Man wartet viel im Handschriftenlesesaal.
Es gibt nämlich nur eine/n Mitarbeiter/in am Bestelltisch. Wenn die grad auf Klo oder in der Mittagspause ist und man gerade was bestellen will, Pech gehabt.
Und wenn dann mal jemand da ist und man die Zehntelsekunde abpasst, ihm/ihr seine Bestellzettel auf den Tisch zu werfen, dann wartet man wieder bis der/die Arme losgelaufen ist um die bestellten Dokumente selbst zu holen. In der Zeit kann dann natürlich wieder niemand anderes bestellen.
Und laufen müssen der/die arme Mitarbeiter/in viel....
Man darf nämlich nur drei Dokumente auf einmal bekommen. Also bestellt man seine Dokumente immer im Dreierblock.... ich hab viele Briefe oder sonstige Dokumente die nur eine Seite lang sind... VIELE.
Die Damen in Marbach wissen gar nicht wie gut es ihnen geht mit ihrem Rohrpost- und Aufzugsystem.
Ich bin nicht sicher wo genau „meine“ Handschriften lagern aber ich hoffe auf dem Foto kann man erkennen wie weit und hoch die Mitarbeiter im Ernstfall klettern müssten....
Nach langem Warten kam dann endlich eine supernette englisch sprechende Frau. Ich wollte die Gunst der Stunde nutzen und sie gleich wegen Kopien anhauen.
GESTERN wurde mir nämlich erklärt, wenn ich einen Studentenausweis oder sonstige Bestätigung, dass ich von einer Uni komme vorweisen kann, dürfte ich UMSONST Dokumente digitalisieren lassen die mir dann an meine Mailadresse geschickt würden. ODER ich könnte Handyfotos der Briefe machen.
Ich bin ja fast umgekippt.
Wenn ich daran denke was ich in Marbach für meine paar hart erkämpften Kopien bezahlt habe... buhuuuuu
Ich also heute mit meinem Studentenausweis wedelnd gleich ran an den Speck. Aber die Ernüchterung. Nope, keine PDFs per Mail umsonst sondern 40 Reals pro Seite.
Ist ja irgendwie auch klar, da müssen ja schließlich Leute arbeiten die irgendwie bezahlt werden wollen.
Ok, aber Handyfotos oder mit der Digitalkamera gehen.
Und zwar indem man einen Antrag ausfüllt. Ich muss ein Formular ausfüllen, gerne eins für alle Titel (also erst mal Sammeln). Das geht dann zum Boss. Der checkt ob das mit Autorenrechten und Empfindlichkeit des Papiers etc. Ok geht und dann darf ich knipsen.
Eigentlich wäre denen am liebsten, dass man das am Ende des Forschungsaufenthaltes macht aber die Dame sagte selbst, viele Forscher kommen dann in großen Stress weil es viel Zeit braucht das zu machen.
Sie meinte, es sei zwar nicht so vorgesehen, aber sie würde mir auch dazu raten, so nen Zettel 1x pro Woche abzugeben. Wenn der Zettel abgegeben ist und der Boss das kontrolliert hat muss ich jedes einzelne Dokument nochmal bestellen und dann darf ich die Aufnahemn machen.
Mir wird – wie in Marbach – ganz anders wenn ich daran denke wieviel Quadratmeter Regenwald durch die tausend Bestellzettel mit X Durchschlägen sterben mussten.
Bei meiner ersten Bestellung hat sich die nette Dame aber dann auch ganz doll gefreut, dass ich wegen Stefan Zweig hier bin und mir gleich erzählt, dass sie Grand Budapest Hotel ganz ganz toll findet.
Das ist zwar kein hundertprozentiger Treffer aber close enough, dass ich da mal nicht angefangen mit Klugscheißen ;-)
Leider war sie wohl nur die Mittagspausenvertretung. Jetzt ist die gleiche Dame wie gestern da.
Die ist auch supernett aber wir verunsichern uns gegenseitig total weil sie eben kein Englisch spricht und meine zehn auswendig gelernten Worte Portugiesisch einfach nicht reichen.
Schweigen, Nicken, Lächeln, mit den Händen fuchteln... irgendwie geht es.
Und sie macht intuitiv viel richtig.
Zum Beispiel bringt sie mir automatisch schon das nächste Dokument wenn bei denen im System ein Fehler ist, so dass ich immer drei Files auf dem Tisch liegen hab obwohl ich nicht explizit die drei bestellt hab – süß. Da hat wohl jemand der meinetwegen SEHR viel laufen muss erfasst, dass ich einfach die Dokumente einer Sammlung von 1-X durchackere.
Und sie zwang einen doof aussehenden Typ der sich an meinen Tisch gesetzt hatte, sich an einen anderen Tisch zu setzen damit ich platz hab. Sehr norwegisch.
Die Tische – wie auf dem Foto zu erkennen – sind eh kreuzblöd.
Wer kommt denn auf die Idee in so einen Lesesaal runde Tische zu stellen. Es ist praktisch unmöglich Laptop, Schreibzeug und Dokumente nebeneinander liegen zu haben. Dauernd ist man am rumschieben und Tetris spielen.
Und nein es sind natürlich keine herrlichen Bürostühle mit Rollen dran. Nein, hier gibt es rückenmordende Ungetüme mit völlig durchgesessenem blauem Lederbezug.
AUA
Auch in anderer Beziehung nehmen die es hier nicht so streng wie in Marbach.
Offensichtlich dürfen auch ganze Familien mit den Forschern mit rein... Neben mir sitzt eine Dame mit ihrer Mutter, ihrem Mann und ihrem maximal 2jährigen Sohn der NATÜRLICH lieber spielen will. Außerdem photographiert sie mehr ihr Kind mit dem Handy als in dem Manuskript vor sich zu lesen – oder sie ist klug und tut nur so als ob sie das Kind knipst weil sie kein Unidokument hat... wer weiß.
Jedenfalls: Rumschreiende Kinder, kein Problem... naja wird ja auch fast vom Klimaanlagenlärm übertönt.
Dann kommen auch ständig Touristen mit und ohne Führung rein. Die dürfen zwar nicht hinters Absperrgitter an unsere Tische aber das Absperrgitter ist natürlich der Hammer. Jedes Kind muss mal dran rütteln, das klappert so schön.
Abartig auf wie vielen Touristenfotos man so drauf sein wird... so eine ganze Reisegruppe im Rücken zu haben ist echt ne Nummer für sich...

Was mach ich nur morgen während ich warte.
Bücher darf ich hier nicht mit rein nehmen, Wi-Fi gibt es nicht... Waaaaaaa


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Das hier ist übrigens die wunderschöne Treppe hoch in den dritten Stock wo der Handschriftenlesesaal ist - die darf ich nur leider nie benutzen weil ich mit meinen Sachen immer durch ein kompliziertes Kontroll- und Schleusensystem muss und dann den blöden langweiligen Aufzug hinter der Treppe nehmen muss :-(


25.01.16

Ok, das mit der Frage für „morgen“ hatte sich erledigt weil trotz anders lautender Öffnungszeiten auf der Homepage der Handschriftenlesesaal auch Samstags zu hat. Jippie. Welche Freude das war, 45 Minuten mit dem schweren Rucksack umsonst durch die Hitze gelaufen zu sein....

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(Zuckerhut)

Quatsch, es war superschön im Sonnenschein am Strand lang zu laufen nur hätte ich das lieber ohne Rucksack und mit anderem Ziel gemacht ;)

Hab ich am Wochenende eben Tourist gespielt und Stadtteile und Museen besichtigt. Dabei auch „aus Versehen“ das Hotel gefunden in dem Stefan Zweig gewohnt hat. Fan Girl spielen hat nur leider nicht geklappt weil die dort Arbeitenden leider a) keine Ahnung hatten wer das war und b) nicht wussten, dass der dort mal gewohnt hat. Ein sehr sehr netter Page mit leidlichen Englisch war aber sehr hilfsbereit (aka gelangweilt vom an der Tür stehen) und hat mir random ein paar Suiten gezeigt. Er bestand darauf, dass das Mobiliar original seit der Hotelgründung sei...
Leider gibt es keine Gästebücher oder sonstige Aufzeichnungen aus den 40ern aber er hat ungefähr 10x gefragt ob ich nicht ihre frühesten Gästebücher sehen wollen würde – die wären von 1950 von der Fußballweltmeisterschaft. Da hätten viele berühmte Fußballer dort gewohnt....
:-)
Naja fast. Aber immerhin, sehr bemüht!

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Nun jetzt heute, gleich neuer Organerv in der Bib.
Ich hab mir jetzt ganz brav ein Wörterbuch Deutsch-Portugiesisch gekauft, nicht nur der besseren Kommunikation mit den Mitarbeitern wegen, sondern auch, weil bei den Dokumenten die ich lesen muss auch viele Verträge etc. auf Portugiesisch dabei sind. Die sind zwar nicht eigentlich wichtig für meine Diss und ich könnte die auch eigentlich sein lassen, aber es wäre doch spannend nicht nur grob, sondern genau zu wissen, was drin steht.
Tja, nur leider hat die an der Pforte Aufstand gemacht weil das Wörterbuch nicht auf meinem kleinen Erlaubniszettel steht, was ich alles mit rein nehmen darf.
Und wieder war niemand da der mir den einfachen Fakt, dass ich das Buch zurücklegen muss, reingehen muss, mir erlauben lassen muss (mit Unterschrift und Stempel und allem) das Buch mitzunehmen, wieder zurück zu Schließfach muss, Buch holen, Erlaubniszettel vorzeige und dann erst damit rein darf. Das klingt für sich so einfach und ist auch total logisch aber wenn man es eben nicht weiß :(
Aber jetzt ist mein kleines Wörterbuch mit drin und yay, weiter geht es.
Oder eben nicht. Gerade zwei Signaturen bekommen die ich nicht bestellt habe. Statt I-45,07,055 und I-45,07,057 hab ich I-45,10,055/057 bekommen. Das ist schon das eine oder andere mal vorgekommen wenn was von der 7er-Reihe in die 10er Reihe transferiert wurde.
ABER
Diesmal wurde es halt nicht transferiert obwohl die nette Dame (die kein englisch spricht) mir ganz doll versichert hat, dass hinten im Archiv steht, es sei nur transferiert worden.
Nach viel Hände und Füße wackeln und im Onlinekatalog zeigen hab ich es dann geschafft ihr klar zu machen, dass ich zwei Verträge über Autorenrechte haben wollte aber stattdessen zwei Kopien handschriftlicher Briefe der Ex Frau von Zweig bekommen habe.
Ich mein, das war auch cool und interessant was da drin stand und die Chancen, dass ich das selbst gefunden hätte sind bei Null – aber es sind nun mal nicht die Verträge die ich haben wollte ;)
An dieser Stelle hörte die Kommunikationsfähigkeit auf beiden Seiten auf und eine weitere Mitarbeiterin wurde hinzu gebeten die ganz niedlich ist und tolles Englisch spricht und immer mit einer Schürze rumläuft, was mir sagt, dass sie wohl eigentlich in der Konservierungsabteilung arbeitet.
Die beiden sind dann abgezogen und haben eine Weile rumgesucht. Ergebnis:
Da gibt es wohl ein paar Fehler im System. Das sei total Veraltet. Hoppla, das kenne ich doch noch aus Marbach, dass ich im Prinzip während ich mich durch den Katalog arbeite die Fehler darin verbessere * ggg *
Hab das dann aber nicht auf sich beruhen lassen und gefragt, ob das was ich eigentlich wollte, nämlich die Verträge, denn trotzdem noch irgendwo sind oder ob die gar nicht existieren... die liebe Mitarbeiterin ist nochmal suchen gegangen aber statt 07,55/57 so zu finden wie ichs wollte hat sie nur entdeckt, dass da noch mehr fehlt. Allein auf die Schnelle jetzt gibt’s noch mindestens 5 solche Fälle auf die ich dann sicher demnächst stoßen werde. Es tut ihr ganz arg leid und sie meint sie suchen auf jeden Fall weiter nach den vermissten Signaturen weil wir alle zusammen das Problem lösen müssen.
Die sind so süß hier!
Nur sind jetzt plötzlich alle Mitarbeiter weg – vielleicht in Mittagspause, vielleicht auf der Suche nach meinen Signaturen, vielleicht sonst wo – und niemand kann mehr was bestellen.
Heute ist nämlich Besucherrekort. Es arbeiten mit mir ganze 6 Leute auf einmal im Handschriftenlesesaal. Wir hatten das schon mit jeder kann immer nur 3 Sachen auf einmal am Tisch haben... gut, dass fast alle anderen dicke Bücher lesen und nicht Brieflein so wie ich ;)
Trotzdem muss man wirklich lange warten heute.

Waaaa, der Typ neben mir hat einen KUGELSCHREIBER!!! Skandal!!!!!

Und ich hab gerade freudig einen Kasten entdeckt, in dem Bleistifte, Einmalhandschuhe und * Trommelwirbel * Leselupen verstaut sind. Juhuuuu. Die werd ich brauchen sobald es an die richtigen Handschriften geht. Das ist auch was das in Marbach ganz arg fehlt. Ich mein ich hab ja Glück und der Herr Zweig hat eine relativ deutliche ( haha …. ok, deutlicher als andere zumindest) Handschrift und schreibt recht groß, aber manchmal wird ihm der Platz auf der Postkarte halt zu eng und dafür oder zum Datum auf dem Poststempel lesen kann so eine Lupe seeeehr vorteilhaft sein.
Muss mir dringend selbst eine anschaffen vor Marbach im Mai.
Man wird ja auch nicht jünger ;)



26.01.16

Am Wochenende soll es nach Petropolis gehen * freu *
Deshalb hab ich heute versucht ein Busticket nach Petropolis zu kaufen. Laut Internet, null freie Plätze für Freitag den ganzen Tag. Aber JEDER sagte mir, nein nein, geh einfach zum Busbahnhof, man bekommt immer ein Ticket.
In der Ticketbox in Einkaufszentrum neben an sagte mir der Herr dann, man könne die Tickets eh nur am Busbahnhof kaufen. Ja dann.
Über Airbnb bei einer Unterkunft angefragt die sehr nett klang. Bei nem Pärchen das zwei Zimmer vermietet und in einem wohnt schon ein deutscher Doktorand der Physik (was auch immer der in Petropolis forscht) und am Samstag gibt es Gulasch. Ja dann ;) Hoffen wir mal, dass die meine Anfrage annehmen aber es klang sehr nett.
Ich freu mich schon so auf Petropolis :-)

In der Bib gabs mal wieder Wartezeit am Einlass. Aus irgend einem Grund den mir natürlich niemand erklären konnte hat es heute ewig gebraucht, bis sie meine Passdaten ins System gehackt hatten und am Ende saßen drei Damen ratlos guckend vor dem PC. Wie auch immer, bin drin, keine Ahnung was los war.

Eine der Damen, die hier die Führungen machen meinte zu mir, es gäbe 1x am Tag eine englische Führung aber man müsse sich anmelden. Ich möchte die auf jeden Fall noch machen weil ich den Rest des Hauses hier schon auch noch gerne sehen würde.
Also bin ich zum Schalter für die Führungen getappt und hab in meinen besten drei Brocken Portugiesisch meinen Wunsch nach einer englischsprachigen Führung vorgetragen. Nein, gibt’s heute nicht. Morgen? Nein, die ganze Woche nicht. Aha... Nächste Woche? Nein gar nicht weil ich die einzige sei.... Ja nee is klar.
Da ist doch was faul dachte ich mir. Ich mir also den nächstbesten Typ der hier die Führungen macht geschnappt als ich zufällig wieder eine Gruppe im Rücken hatte und gefragt ob das denn stimmt.
Der arme Kerl war völlig verwirrt und meinte, nein, also ja also heute gäbe es keine englische Führung, das stimme, aber die anderen Tage auf jeden Fall. Ich soll nachher nochmal kommen und mich anmelden. Der Typ unten spräche nur kein Englisch und würde deshalb allen sagen es gäbe keine englische Führung. - WTF? - Was ist das denn bitte für eine Logik???

Jetzt sitze ich wieder hier und warte und bin sooooo müde. Ich kann einfach nicht gut schlafen selbst wenn nachts um vier mal kein Karnevalswagen unter dem Fenster vorbei fährt und laute Musik macht. Es ist einfach so warm (26-28 Grad nachts) und die Moskitos fressen mich auf!

Heute morgen war btw die eine ganz liebe total schüchterne Dame die englisch spricht und mir letztes Mal das mit dem Digitalisieren erklärt hat hier. Die ist so süß. Ich hab mich bei ihr entschuldigt weil sie meinetwegen so viel laufen muss und sie meinte, sie hätte gleich als sie mich gesehen hat schon ihren Boss gefragt ob sie mir nicht einfach einen ganzen Stapel hinlegen darf weil ich die Katalogtreffer doch offensichtlich von 1-X durchgehe und da ja auch relativ schnell bin. So lieb von ihr. Das würde uns beiden sehr helfen. Wenn es nur so einzelne Seiten sind hat die sich ja kaum hingesetzt wenn ich sie schon wieder losschicke. Aber nein, drei Dokumente auf einmal. Das wir ein Spaß beim Fotografieren. Ich muss unbedingt schauen, dass ich diese Woche noch einen Schwung weg knipsen kann.
Ich würde auch gerne mal wissen, was die Brasilianer so zu Mittagessen. Wenn ich raten müsste: In Knoblauch getränkte Maiskoblen. Anders ist nicht zu erklären, dass man um die Mittagszeit rum hier nicht aufs Klo gehen kann. JEDES Waschbecken ist besetzt mit zähneputzenden und Zahnseide schwingenden Mitarbeiterinnen – Nachschminken natürlich inklusive....
Ich nehm mir immer Kekse mit weil ich mich noch nicht getraut hab auszuprobieren ob ich in der Mittagspause raus darf.
Muss ich meine Schlüsselkarte abgeben und alles mitnehmen und mich nachher wieder neu anmelden? Oder darf ich – unwahrscheinlich – die Schlüsselkarte mit raus nehmen? Oder oder oder.

27.01.16

So ein niedlicher Moment heute. Normal gehen mir die ganzen Touristen am Absperrband ja schon auf die Nerven aber heute hats mich soooo gefreut. Eine Mutter kam mit ihrer Tochter rein. Ich tippe mal auf etwas zwischen 10 und 13 Jahre. Total aufgestyled und hergerichtet wie ein Minimodel was mich ja bei Kids in dem Alter total nervt. Ich hatte schon halb die Augen verdreht weil ich dachte, gleicht holt sie ihren Selfiestick raus aber nein. Alles gekünstelte ist sozusagen von ihr abgefallen als sie in den Raum geschaut hat. Der Mund ist ihr offen stehen geblieben vor Bewunderung und Freude über all die Bücher. Das hat mich fast zu Tränen gerührt wie die Kleine so beeindruckt war :-)


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Ist ja auch beeindruckend.
Ich sitz an den runden Tischen vor dem nochmal abgetrennten Mitarbeiterbereich.

28.01.16

Yay, ich hab Bustickets.
Über eine andere Homepage und über den Account meines Mitbewohners gekauft – weil ich dort keinen Account erstellen konnte. Zwar gibt es (auf portugiesisch) den Knopf „Als Tourist anmelden“ der einen zu einem Formular führt, das (natürlich auf Portugiesisch) deine Daten abfragt aber irgendwie hab ich die die Bestätigungsmail erhalten.
Wie auch immer, bis jetzt ist der Bus fast leer und ich fahre Freitag nach Petrópolis :-)
Die WG mit dem Samstags-Gulasch hat mich auch angenommen und wenn ich Glück hab und das Tennisspiel rechtzeitig aus ist werd ich sogar vom Busbahnhof abgeholt.

In der Bib dann: Öfter mal was neues.
Am Empfang eine Gruppe völlig hilfloser asiatisch aussehender Masterstudenten der Universität von Sydney. Die haben natürlich noch weniger Berührungen mit Portugiesisch als ich und konnten in keiner Form vermitteln, dass sie weder die Bib anschauen, noch forschen wollten, sondern für ihr Masterprojekt eine Umfrage machen wollen.
Mir haben sie dann auch gleich so einen Zettel in die Hand gedrückt.
Das Übrliche: Alter, Abschluss, momentaner Beruf bzw. Studium.
Wenn man im Ausland studieren wollen würde, wo und warum? Was einem am Wichtigsten ist beim Auslandsstudium. Ob man Unis in Sydney kennt. Was man befürchten würde wenn man ein Auslandsstudium in Australien machen würde.
Etc etc etc
Was auch immer das für ein Studiengang und vor allem für eine Uni ist die für so ein Masterprojekt 5 Studenten ohne Sprachkenntnisse nach Brasilien schickt.
Hab den Zettel dann auch brav ausgefüllt und ihnen erklärt was sie machen müssen um wenigstens einen Schließfachschlüssel zu bekommen.
Yay
Manche sind hier tatsächlich noch aufgeschmissener als ich ;-)
Außerdem wurde ich heute bei meiner üblichen Anmeldung mit dem Reisepass noch mittels einer vorher noch nie dagewesenen Webcam photographiert und ich bin jetzt stolze Besitzerin einer wuuuuuunderschönen Plastikkarte mit einem ominösen Strichcode und einem völlig verschwitzten Foto von mir drauf.
ANGEBLICH brauch ich ab morgen dann nur noch die Plastikkarte vorzeigen statt wie bisher mit meinem Reisepass zu wedeln und einen Zettel mit meiner Adresse auszufüllen.
Wir werden sehen.
Ich werd am Montag zur Sicherheit auf jeden Fall die Karte UND den Pass mitnehmen. Nicht, dass ich 30 Minuten durch die sengende Sonne laufe, nur um dann wieder heim zu müssen weil mit der Plastikkarte was nicht klappt.

Ach so ja, was mach ich eigentlich in Petrópolis?
Freitag bis Sonntag hat die Casa Stefan Zweig, sein ehemaliges Wohnhaus, in Petropolis geöffnet. Das ist heute eine Art Gedenkstätte und Museum nicht nur für Zweig sondern auch für andere Exilautoren die nach Brasilien gegangen sind. Außerdem befinden sich dort Videos, Tonaufzeichnungen, Briefe und Dokumente von ihm. Seine Hausbibliothek hat er der Biblithek Petropolis vermacht und auch sein Grab ist da.
Ich hoffe, dass ich alles durchgesehen bekomme jetzt am Wochenende und trotzdem noch Zeit finde, mir die Museen etc. in Petropolis anzuschauen, die wir letzte Woche nicht gesehen haben als wir privat da waren.
Petropolis ist ein wunderschönes Städtchen und sicherlich noch schöner wenn es nicht regnet.

 photo P1180772_zpsf9hluuuo.jpg

Also dann bis dann und schneit mir nicht völlig ein zu Hause :-)

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