Freitag, 9. Mai 2014

Die Russen kommen

Abiturbräuche in Norwegen

Da musste ich mich die letzten paar Tage doch sehr über die scheinbar neue Mode hier in Norwegen wundern. Rote Latzhosen...
Naja Zauberpony und ich hatten ja neulich mal festgestellt, dass Latzhosen wieder in sind und laut Aussage des Zauberponys kommen neue Trends ja auch Norwegen.
Na gut, hübsch isses ja nicht aber wenn sie meinen...

Dann hab ich die rot belatzthosten meist deutlich jugendlichen Osloer allerdings recht häufig ziemlich seltsame Sachen machen sehen.
Zum Beispiel krabbeln viele dieser Latzhosenträger auf Händen und Knien den doch recht steilen und mit Kies bestreuten Berg zum Königsschloss hoch oder führen wilde seltsame Tänze im Hafenbereich auf.
Da muss doch mehr dahinter stecken.

P1120711

Der Mann und Freund Google brachten schließlich die Lösung:

Wir haben es hier mit Russen zu tun.

Ich fasse meine Rechercheergebnisse zusammen (will sagen: Ich kürze den Wikipediaartikel dazu):

Russen werden hier die Abiturienten bzw. das norwegische Äquivalent dazu genannt.
Sobald Schüler die „videregående skole“ (weiterführende Schule, entspricht der deutschen Oberstufe) beendet haben, nennen sich diese „Russ“ und zeigen dies durch Feiern und spezielle Brauchtümer wie Russmützen, -ausweise und -bilder.
Die Feiern erreichen ihren Höhepunkt am 17. Mai, dem Nationalfeiertag Norwegens, wo an vielen Orten im Anschluss an den klassischen Kinderumzug ein Russzug stattfindet. Dieser Umzug markiert das Ende der "russetiden".
Es wird traditionell zwischen den sogenannten rødruss (Rotrussen), den Absolventen der Gymnasien, und den blåruss (Blaurussen), den Absolventen der Handelsgymnasien, unterschieden.

Die gegenwärtige norwegische Russtradition ist seit 1905 beschrieben, als rote Russemützen erstmals von abgehenden Schülern der Abgangsklasse der höheren Schule in Oslo benutzt wurden. Diese Mützen wurden zunächst nur von den Jungen benutzt und waren von deutschen Studenten inspiriert, die Norwegen 1904 besuchten. 1916 wurden erstmals die blauen Kappen von Russen des Handelsgymnasiums in Oslo verwendet.
Lange Zeit war die Russmütze sowie ein einfacher Bambusstock mit einer farbigen Schleife die einzige Ausstattung der Russen. Später kamen eigene Kleidung, große Busse um zu den Feierlichkeiten zu fahren und andere Accessoires (wie die beschriebene Latzhose) dazu.
Abhängig davon, wo man im Land studiert, beginnen die Russfeiern im Herbst des letzten Jahres auf der weiterführenden Schule oder gegen Ende April/Anfang Mai und dauern bis zum 17. Mai oder sogar noch länger. Die Russen erhalten ihre abschließenden Examen nach der Feier; so kann es sein, dass nicht bestandene Schüler im nächsten Jahr wieder Russ sein können.

In Verbindung mit den Russereignissen, meistens im Frühjahr, kleiden sich die Russen in rote oder blaue „Uniformen“, zum Beispiel Blaumänner oder Tischlerhosen in Russfarbe, oft mit Abzeichen dekoriert. Lange Tradition haben mittlerweile Mützen mit langem Büschel. In diesem Büschel sind verschiedene Knotentypen geknüpft, oft mit kleinen Gegenständen. Diese Knoten sind ein Symbol für die Durchführung der sogenannten „Knutregler“ (Mutproben). Dieses wird oft kritisiert, weil sie Straftaten (wie Entblößung) und potentiell gefährliche Handlungen (wie Einnahme großer Mengen Alkohol in kurzer Zeit) beinhalten können. Die ersten Knutregler entstanden in den 1940er Jahren.

→ Oder eben das von mir beobachtete zum Schloss krabbeln... vermute ich mal

Die Russfeier wird an einzelnen Orten mit einer Russtaufe im Mai begonnen. Dort kann der Schirm der Russmütze mit dem Rufnamen des Besitzers bemalt werden. Die Mützen sind eine nichtfestliche Variante der traditionellem, schwarzen Mütze, welche die Schüler bei der abschließenden offiziellen Examensfeier tragen. Diese schwarze Mütze ist dann das eigentliche Zeichen für das bestandene Examen.

P11207121

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Russfeier

Und hier noch ein niedlicher aber etwas älterer Spiegel-Online Artikel dazu: http://www.spiegel.de/schulspiegel/abi/abifeiern-in-norwegen-erbarmen-die-russe-kommen-a-483576-2.html

Und ein nicht ganz so alter Artikel aus der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/jugend-schreibt/abi-feiern-in-norwegen-erst-das-vergnuegen-dann-die-arbeit-11755985.html

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