Samstag, 24. Mai 2014

Der 17. Mai Teil 3: Was wirklich geschah ;)

Samstag morgen 8:00 Uhr.
Ja richtig gelesen.
Eigentlich viel zu früh um sich aufzubrezeln aber was sein muss, muss sein.
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Ab in die U-Bahn und pünktlich um 9:00 Uhr waren wir im Universitätsgarten wo es ein Frühstück für ausländische Universitätsangestellte gab.
Also ich will ja nicht undankbar sein und die haben sich wirklich Mühe gegeben.... das Frühstück aus lauter norwegischen Spezialitäten war toll (auch wenns den erhofften Sekt mit Erdbeeren nicht gab), die leicht wichtigtuerische Verantwortliche schmetterte ne Opernarie und der Rektor hielt eine Rede über den 17. Mai an sich.... aber naja, wenn man lauter ausländische Angestellte die sich nicht kennen einlädt dann passiert was immer passiert. Man bleibt unter sich bzw. bei den Leuten die man eh schon kennt.
Wir waren dort mit dem Finnen verabredet der einen Freund mitbringen wollte. Der war ganz lieb, Philosoph, und ich hatte ne nette kleine Unterhaltung über (Post-)Moderne, (nein, das böse P-Wort!!!!), Prof. LR aus T und Ähnliches. Soweit so nett aber das war das einzige „neue“ Gesicht, das wir kennengelernt haben. Also die Kontaktknüpfungsnummer als die das Frühstück eigentlich geplant war wars nicht aber nett.
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Einschub:->
Gelernt: Norweger laden sich gegenseitig zum Frühstück ein, dann reserviert man für die ganze Family einen Tisch in nem teuren Restaurant zu Mittag und abends wird sich wieder gegenseitig eingeladen. Ergo: Vorher und nachher ist Diät angesagt und um einen Restauranttisch muss man sich ca. Ein Jahr vorher kümmern.
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10:00
Startschuss Barnetorget.
Vom Unigarten aus mussten wir nur einmal umfallen bis zur Karl Johanns Gate von wo aus man den perfekten Blick hatte. Der Abstand zum Schloss war auch genau richtig. Und da die meisten Norweger ihre eigenen Kids bzw. Bekannte Gesichter im Umzug abwarten und dann zack zack zum reservierten Restauranttisch abhauen rückt man immer weiter vor und sieht immer besser. Irgendwann zupfte uns dann eine ältere Dame in die erste Reihe: "Jetzt sollen die Touristen auch mal was sehen."
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Nicht ganz was die Touristensache betrifft aber sehr sehr nett ;)
Also wurde ich aus erster Reihe Zeugin wie Schule um Schule um Schule um Schule um Schule... * gääääääääääääääääähn * wo war ich? Ach ja, Schule um Schule um Schule Fahnen tragend und Musikkorps voranschickend Richtung Schloss paradierten.
SÜSS
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Also Gott sei Dank immer nur eine Klasse pro Schule (hat man mir so gesagt und nein ich hab keine Ahnung wie Klasse und Fahnenträger ausgewählt werden) ABER alle ganz ganz fein gemacht und sehr sehr viele in traditioneller Tracht.
Die Lehrer/innen sowieso.
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Außerdem kamen zu den Musikkorps auch immer wieder mal Gardemädel hinzu – bei uns kennt man sowas vom Fasching aber doch sehr hübsch wie die ihre Stöckchen und Pompoms geschleudert haben. ;)
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Einschub: Tracht/Bunad
(Ich glaub die bekommen eh noch nen eigenen Eintrag irgendwann wenn ich das mal besser durchschaut hab.)
Es waren wirklich fast alle Damen in Bunad unterwegs (und die restlichen genial schick gemacht!) von denen es tausend verschiedene Schnitte, Farben und Muster gab. Man sagte mir, die Farben und Muster verraten aus welcher Region bzw. Stadt die Trägerin kommt aber das muss ich noch genauer nachschauen. Auch die Männer trugen viel Tracht wobei ich hier her das Gefühl hatte, dass hier nicht die Regionen sondern eher verschiedene Berufe "gezeigt" wurden. Die meisten Männer waren allerdings klassisch schick im Anzug. Einige andere klassische Trachten wie nen Sari oder nen Kimono gabs auch zu sehen aber so verschwindend wenig, dass ich den Aufstand drum nicht versteh. Kinder mit offensichtlichem Migrationshintergrund und Mädeln im "coolen" Alter trugen im Umzug keine Tracht sondern "normale" schicke Kleider.
Ich fand die Damentracht wirklich wunderschön. Super Schnitt, lange Röcke, schöne Schuhe. Und mit massig Silberschmuck dran. Wie klassische alte Dirndl, nicht dieses nervig-nuttige Plastik-Wiesn-Zeugs mit dem die Mädels bei uns rumspringen. Also sobald ich im Lotto gewonnen hab gibts für mich ne Ulmer Fischer Tracht UND nen Oslo Bunad :-)
Zauberpony, dir ist schon klar wer die nähen darf gell ;)
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Weiter im Text. Da standen wir nu und jubelten Schule um Schule zu. Der klassische Jubelruf "Hurrah" ausgesprochen allerdings "Hürrah". Da musst ich schon sehr grinsen.
Nach 1,5 Stunden in der prallen Sonne – ja es war heiß! Ich will gar nicht wissen wie die in ihrer dicken Tracht das ausgehalten haben, vor allem die wenigen in der Tracht der Samen – und noch kein Ende in Sicht sind wir dann zurück in den Unigarten wo ich mein ersehntes Eis bekommen hab. Ihr erinnert euch, so viel Eis und Würstchen wie man mag ;)
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Dann war uns nach Kaffee bzw. um ehrlich zu sein: Bier.
Also auf Richtung Schloss – der Umzug dauerte noch immer. Im Nachhinein hab ich erfahren, bis nach 14 Uhr... so lang wie nie vorher – und durch den vollbesetzten Schlossgarten.
Und hier, ja hier hab ich ihn dann endlich auch mit bloßem Auge erkennen und mit viel Zoom auch knipsen können. Den kleinen König :-)
König Harald und Kronprinz Haakon im Anzug, Kronprinzessin Mette-Marit in Bunad, Prinzessin Ingrid Alexandra und Prinz Sverre Magnus (ok das weiß ich aus der Zeitung) ebenfalls in Tracht und Anzug.
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Dass man an so einem Tag ein wenig Schwierigkeiten hat in einer Bar geschweige denn in einem Restaurant einen Platz zu bekommen – und dann vll gar noch draußen, wie vermessen – kann man sich gut vorstellen. Wir sind bis in einen anderen Stadtteil geflohen um dort mit viel Glück noch einen (Schatten-)platz vor einem sehr britischen Pub zu erkämpfen.
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Herrlich da so zu sitzen, mein geliebten Bulmers zu trinken (rund 10 Euro die Flasche....) und betrunkene und nicht betrunkene, betrachtete und betrachtete Menschen zu ... öhm ... betrachten. Und Autos.
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Heilix Blechle!
Der Norweger an sich scheint mir neben seiner Vorliebe für SUVs noch einen deutlichen Hang zu Oldtimern zu haben. Jessas Maria was hab ich schicke Schlitten und Kutschen gesehen.
Und Kutschen ist keineswegs übertrieben. Ihr kennt diese ersten Autos? Diese Kutschen die noch richtige Kutschen sind, ohne Dach und Pferd dafür halt mit Motor? Ja sowas auch. Und alte Rennwagen, die kleinen die aussehen wie Seifenkisten. Herzerwärmend wie man oft gesehen hat, dass die Teile seit Jahren in Familienbesitz sind und der grad volljährige Enkel zum Nationalfeiertag Opas Liebling fahren darf.
Seit es hier so schön sonnig warm ist hab ich gesehen, dass die alten Teile keineswegs nur zu Feiertag raus geholt wurden aber an dem Samstag war die Oldtimerdichte unfassbar hoch. Und alle so gut in Schuss. Man kommt ins Schwärmen :-)
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Aber irgendwann is dann auch wieder gut mit Schwärmen und ab nach Hause für ein kleines Mittagsschläfchen. Eigentlich hieß es ja im Reiseführer (jaaaaa.....) man soll sich den ganzen Tag durch die Stadt treiben lassen aber nuja also... müde, früh aufgestanden, Füße aua und vor allem: Wir waren am Abend ja noch eingeladen und wie sich herausstellte war es sehr sehr klug ein Nickerchen zu halten ;-)

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Der Abend:
Neues schickes Kleidchen an denn wir erinnern uns an den Einladungstext:
"Suit for him, elegant for her, bring Norwegian flagg"Yay
Und los.
Ganz süß. Ich erwartete bei der Dinnereinladung einer Medizinprofessorin ja eine Dinnerparty im Garten mit lauter cocktailbekleideten feinen Damen und beanzugten Herren der Gesellschaft. Auf jeden Fall was großes.
Weit gefehlt was mich total aus dem Konzept gebracht hat.
Wir waren zu sechst. Krass. Also ich bin immer noch ganz gerührt wenn ich dran denk. Man sagte mir am Abend geht man entweder auf eine Party oder lädt die Familie ein bzw. ist bei der Familie eingeladen zum Essen in kleinem engen Kreis. Und dann laden die beiden neben zwei engen Freundinnen noch uns, zwei völlig Fremde ein.
Ach und was war das nett!!!!!!!
Und wie lieb die waren!
Meine beste neue liebste Freundin hat übrigens vier Pfoten und hat mich ins Rudel aufgenommen. Normal sei sie Fremden gegenüber sehr zurückhaltend aber mir hat sie nach 5 Minuten das Kleid vollgesabbert um dann unterm Tisch auf meinen Füßen einzuschlafen. Yay, ich gehöre zur Familien.
:-)
Dann waren da noch eine schon recht angeschickerte Schwedin, eine Norwegische Ärztin die aber in Freiburg studiert hat, der Herr des Hauses – Arzt – und die Dame des Hauses, Medizinprofessorin mit Büro auf dem gleichen Flur wie der Mann, daher die Einladung.
Superwitzig aber auch anstrengend sich den ganzen Abend in diesem niedlichen Norwegisch- Englisch- Schwedisch- Deutschkauderwelsch zu unterhalten.
Den Aperitif gabs auf der Terrasse in herrlichem Garten. Ein herrlicher Rosé Cremant dessen Namen ich noch genauer erfragen muss genau wie einige der Rezepte. Den Cremant gabs auch zur Vorspeise.
Vorspeise: Selbstgebeizter (!!!!) Lachs auf Salat und Spinat mit Garnelen und selbstgemachter Remoulade.
Hauptgericht: Deutsches Rinderfilet, was auch immer das bedeuten mag. Einen Hauch zu durch was die Hausfrau und Köchin an den Rand der Tränen gebracht hat aber es war soooo lecker. Dazu Ofenkartoffeln und -zwiebeln und selbst gesammelte Pilze.
Dazu: Einen ganz netten Barbera d'Alba ausm Barriquefass aber der hat mich nicht so überzeugt. Als der leer war gabs einen Toskana-Cuvee der weit besser war ;)
Nachtisch: Erdbeeren-Rhabarberkompott mit selbstgemachtem Gewürzeis. Hat geschmeckt wie Chai Latte. Superlecker.
Dazu: Einen ganz lustigen italienischen Dessertwein den ich mir auch noch sagen lassen muss. Hatte Perlung, war rosé, hatte nicht zu viel Alkoholprozent und schmeckte irgendwie auch nach Erdbeeren.
Dann wurde noch der Bordeaux Touzinat 2009 den wir mitgebracht hatten aufgemacht und rief allgemeine Begeisterung hervor. Der Abend war ganz wunderbar, aber gegen Ende hat man dann doch vor allem bei der Schwedin und beim Gastgeber gemerkt, dass es doch recht viel Alkohol war und wir sind mit der letzten U-Bahn heim.
Die Leute werden auf jeden Fall zum Gegenessen eingeladen und ich hab die heimliche Hoffnung, dass es nicht zu unserem Nachteil war, mehrfach betont zu haben, dass wir auf Wohnungssuche sind.
Zusammenfassend wars ein herrlicher Tag und ich freu mich schon auf nächstes Jahr :-)
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