Mittwoch, 22. Juli 2015

Meine ersten Moltebeeren (mit Rezepten) / Mine første molter (med oppskrifter)

Wooooop wooooop

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Eigentlich wollten der Mann und ich letzten Wochenende Pilze sammeln gehen. Und weil in dem Waldstück in dem wir normal unterwegs sind noch nichts zu finden war, sind wir mal zu einem bisher von uns völlig unerkundeten Waldstück gefahren welches hier aus rein egoistischen Gründen natürlich nicht genauer bezeichnet wird.
Tja und plötzlich stehen wir am Rand eines Moores.
Mitten aus dem Nichts taucht so ein richtiges Torfmoor auf, schön-schaurig-gruslig vor allem mit dem eisengrauen Wolkenhimmel drüber.
Wie dem auch sei, wir wandern da so lang, spechten ins Unterholz, bis mir plötzlich etwas auffällt...

Ein merkwürdiges, Himbeerblättern ähnliches Blatt, ein langer Stiel und ein merkwürdiger roter Bobbel drauf.
Ich: „Hei Mann, schau mal die merkwürdige Blume hier, was ist das denn???“
Der Mann guckt sich das an
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„Du, das ist keine Blume, weißt du was das ist?!?!?! Das sind Molter“

Witsch war ich schon im Moor und hab das Schüsselchen voll gemacht.

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Erfahrung bei der Gelegenheit:

1) An dieser speziellen Stelle waren die Molter auf der Sonnenseite schon ziemlich reif, einige schon drüber, während sie im Unterholz und an der Nordseite noch sehr unreif bzw. gerade erst am Auftauchen waren.

2) Molter sind reif wenn sie quietschorange sind, so weich sind, dass sie beim pflücken fast aufplatzen, sich die kranzartigen Blätter um die Frucht fast ganz zurückgeklappt haben und sie ganz ganz leicht abgehen.
In knallroten oder gelben Zustand bzw. wenn sie noch hart und/oder von den Kranzblättern umschlossen sind, dann sind sie nicht reif.

3) Molter sind roh genauso lecker wie verarbeitet... aber obwohl die Versuchung sehr groß war haben wir immerhin eine Tupper voll heim gebracht

4) Molter wachsen ums Torfmoor herum in dem einen SEHR schmalen Streifen wo der Waldboden in Torfboden übergeht.

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Aber was sind diese merkwürdigen, in Deutschland kaum bekannten Beeren eigentlich. Für euch hab ich mal die Maus... ähm Wikipedia gefragt ;-) :

„Die Moltebeere (Rubus chamaemorus), auch Multebeere, Multbeere, Schellbeere, Sumpfbrombeere oder Torfbeere genannt, ist eine Pflanzen-Art aus der Gattung Rubus. Sie ist einziger Vertreter der Untergattung Chamaemorus und gehört zur Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). [...]

Die Moltebeere ist eine mehrjährige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 5 und 25 Zentimetern. […] Aus einer unterirdischen Grundachse treiben aufrechte, unverzweigte, nicht verholzende und unbedornte Stängel. Die wechselständigen Laubblätter sind schwach handförmig, fünf- bis siebenlappig und am Rand gesägt. Am Blattansatz befindet sich ein wenige Millimeter großes Nebenblatt. Die Blätter sind bis zu 20 Zentimeter breit. Im Herbst verfärbt sich das Laub stark rot.
Ab Mitte Mai bilden sich weiße, gelegentlich auch rötliche, einzeln endständige Blüten [...]. Die reifenden Früchte sind zunächst grünlich und vollständig von den Kelchblättern umschlossen, dann blassrot, schließlich gelborange. [...]
In Deutschland kommt die Art nur noch in Niedersachsen in Moorgebieten an Weser und Elbe vor, zum Beispiel im Plackenmoor, wo die Bestände zumeist durch Verbuschung bedroht sind. Die Moltebeere ist in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung streng und besonders geschützt.
[...]
Die Moltebeere ist reich an Vitaminen und Spurenelementen[4] und daher ein wertvolles Nahrungsmittel. Roh gegessen hat die Moltebeere einen bitter-säuerlichen Geschmack. Vielfach wird aus ihrMarmelade oder Gelee hergestellt, oder sie wird zum Aromatisieren von Süßspeisen verwendet. In Schweden isst man sie gefroren mit Zucker („Björnkulla“), in Finnland zusammen mit dem sogenannten „Leipäjuusto“ („Brotkäse“, einem harten, teigartigen Käsegericht) und viel Zucker. Ebenfalls in Finnland bereitet man einenLikör namens „Lakka“ aus ihnen (Lakka ist der finnische Name der Moltebeere), in Kanada wird die Frucht unter anderem zur Aromatisierung einer Bierspezialität verwendet und in Schweden dient sie zur Essigbereitung.
Der Ertrag der Moltebeere ist gering, daher ist sie die teuerste der wild gesammelten Beeren. In Finnland werden Sammlern mindestens sechs Euro je Kilogramm gezahlt.
Obwohl auch heute, insbesondere in Norwegen, die Nachfrage als Delikatesse größer ist als das Angebot (Norwegen importiert jährlich 200 bis 300 Tonnen der Früchte aus Finnland), ist sie nach wie vor eine reine Wildfrucht. [....]"

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Moltebeere

Den finnischen Likör hatten wir schon mal und... öhm ja... nee also das ist nicht lecker!!!

Ansonsten kann ich den bitter-säuerlichen Geschmack nicht bestätigen, die waren extrem lecker. So eine Mischung aus Pfirsich und Himbeere mit was unbekanntem und ja auch was säuerlich-herbem drin, aber nicht bitter.

Nomnom
Pilze haben wir keine mehr gefunden aber unsere Schüssel voll Molter ruht jetzt im Gefrierfach und wartet aufs nächste Wochenende wenn wir hoffentlich noch ein paar dazugesellen können.
Ich hoffe, genug für eine reine Moltebeermarmelade zu finden, ansonsten kommen die mit in die gemischte Waldbeermarmelade wobei mich dafür wahrscheinlich jeder Norweger vierteilen wird.

Moltebeeren sind nämlich des beerenverrückten Norwegers liebstes Kind. Mir scheint die Norweger sind bereit jeden Preis für die Dinger zu bezahlen.
Und weil man sie nicht züchten kann und sie sowohl sehr selten als auch aufwendig zu sammeln sind, sind sie auch extrem teuer.
Außerdem kann man sie eigentlich nicht wirklich „frisch“ kaufen weil sie eben schon schier platzen wenn sie reif sind.
Man kann sie entweder TK kaufen oder wenn Saison ist in kleinen Eimern im Supermarkt. Da sind sie aber eher schon Brei bzw. Kompott.

Bei uns im Restaurant gibts zur Saison verschiedene Desserts mit Moltebeeren. Unsere Konditorinnen machen ein unheimlich leckeres Moltereis, Molterkompott und eine tolle warme Moltebeerensuppe.
Wären Grießklößchen drin wärs fast schwäbisch ;-)

Was ich allerdings überhaupt nicht mag ist die in Norwegen oft auf der Karte zu findende Moltecreme.
Das ist einfach nur geschlagene Sahne mit Zucker und zermatschten Moltebeeren drin. Aber in nem Verhältnis von gefühlt einer Beere auf nen Becher Sahne. Man schmeckt die Beeren eigentlich nicht, beißt ab und zu auf einen der bitteren Kerne und nach einem Löffel ist einem schon schlecht.

Wie gesagt, wir planen Marmelade oder je nach der Menge die wir noch finden vll mal eine Suppe/Kompott als Nachtisch zu machen aber ich hab für euch mal ein paar Rezepte aus meinem norwegischen Kochbuch zusammengesammelt. Aber Achtung, wie generell in der norwegischen Küche (vor allem in Sachen Desserts) sind auch diese Rezepte an Finesse, technischem Anspruch und Zutatenreichtum nicht zu übertreffen * Ironie aus *

Moltebeeren in goldbraunem Sauerrahm

1 l frische oder aufgetaute Beeren auf Zimmertemperatur
½ l Sauerrahm
2 EL Zucker
300 ml brauner Zucker


Moltebeeren auf einem Teller anrichten, mit Zucker bestreuen.
Sauerrahm mit braunem Zucker schlagen bis die Sahne goldbraun ist.
Sauerrahm auf den Moltebeeren verteilen



Moltebeerensuppe


½ l frische Moltebeeren
1 ½ l Wasserspiel
200g Zucker
50g Sago (oder Kartoffelstärke)


Wasser und Moltebeeren mischen und 15 Minuten kochen.
Zucker und in etwas kaltem Wasser angerührte Stärke dazufügen und aufkochen lassen.
Nach Belieben nun noch ein paar frische Moltebeeren hinzufügen und mit Sahne und Zwieback noch warm verzehren.



Moltebeerencreme


500g Moltebeeren
300ml Sahne


Sahne schlagen und Moltebeeren unterheben

(Punkt, Rezept aus... oh man... also bei uns im Restaurant fühlt sichs nach deutlich weniger Beeren pro Sahne an, dafür aber definitiv noch mit Zucker. Ich halte dieses Rezept für Moltebeerenverschwendung aber bitte, vær så god.)


Meiner Meinung g und Restauranterfahrung nach kann man Moltebeeren wie alle anderen Waldbeeren auch verwenden. Auf/In Beerenkuchen, in/als Cremes, Suppen, Marmeladen etc. oder auch herzhaft.
Wir hatten sie im Restaurant schon in herzhaft gewürztem Sauerrahm zu Lachs und als herzhaftes Kompott zu Wal-Carpaccio und Bärenschinken (nein, kein Witz und ja, lecker).
Kann mir das auch gut als Chutney vorstellen.

Das Problem ist, dass die Beeren recht große Kerne haben die beim drauf beißen bitter sind. Wenn man die Kerne aber entfernt, also die Marmelade/Suppe durch ein Sieb streicht, dann bleibt wenig Material übrig.
Das in Kombi mit dem Preis und der Seltenheit der Beeren ist meiner Ansicht nach der Grund warum es eigentlich (fast) nur Rezepte gibt in denen die Beeren relativ pur belassen werden und ist ja auch lecker so.

Vielleicht hat der Schwedenspass rezepttechnisch da noch was aus unserem Nachbarland hinzuzufügen?
Und den finnischen Captain werd ich auch noch fragen ob seine Landsleute mehr als Likör zu bieten haben ;-)

Wir gehen auf jeden Fall am Wochenende nochmal schauen ob die restlichen Beeren jetzt reif sind. Drückt uns die Daumen.
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